Das Haus Hohe Pappeln war das private Wohnhaus des belgischen Architekten und Designers Henry van de Velde. Er ließ es 1907/08 nach eigenen Plänen für sich und seine Familie errichten und entwarf jedes Detail. Er schuf ein einzigartiges Gesamtkunstwerk, dessen repräsentativer Wohnbereich und Garten noch heute besichtigt werden können.

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Rollatorzugang im Erdgeschoss möglich, sofern Stufen am Eingang überwunden werden können.

Das Gesamtkunstwerk

Van de Velde entwickelte die äußere Gestalt des Gebäudes aus dessen innerer Struktur. Er verstand das Haus als Organismus, in dem jedes Zimmer eine spezielle Funktion im Raumgefüge einnahm. Wandfarbe, Einbauten, Möbel, Stoffe und Keramiken – alles hatte van de Velde selbst entworfen und harmonisch aufeinander abgestimmt. Er orientierte sich an der Ästhetik der modernen Industrie und gestaltete nach Prinzipien der Zweckmäßigkeit.

Auch der Garten ist Teil der Gesamtkonzeption. Jeder Fassade ist ein anderer Bereich zugeordnet: Zur Straße lag ein Ziergarten mit Obstbäumen, zur Südseite eine Freifläche mit Brunnen zum Verweilen und vor den Wirtschaftsräumen des Hauses ein Nutzgarten mit Gewächshaus.

Besichtigung

Der Rundgang umfasst den Garten und den repräsentativen Wohnbereich der Familie in der Beletage: Dazu gehören die Wohndiele als zentraler Knotenpunkt des Hauses, das Speisezimmer, der Salon und das Arbeitszimmer mit der nach historischem Vorbild aufwendig rekonstruierten Einbaumöblierung. Das originale Mobiliar des Hauses gelangte mit van de Veldes Auszug ins Ausland. Die heute ausgestellten Möbel hatte er 1903 für die Weimarer Wohnung des Journalisten und Dramatikers Max von Münchhausen entworfen.

Blick aus dem Garten, © VG Bild-Kunst, Bonn 2023
Das Haus Hohe Pappeln in Weimar, © VG Bild-Kunst, Bonn 2023

Haus Hohe Pappeln

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Geschichte

Ende 1906 erwarb Henry van de Velde ein zu seiner Zeit außerhalb der Stadt gelegenes und von hohen Pappeln gesäumtes Grundstück. Nach eigenen Entwürfen ließ er sich dort ein Wohnhaus erbauen, in dem er mit seiner Frau Maria und den fünf Kindern bis 1917 lebte. Aufgrund der wachsenden Ausländerfeindlichkeit während des Ersten Weltkrieges musste die Familie Deutschland verlassen und das Haus Hohe Pappeln verkaufen. Die Eigentümer der Villa wechselten in rascher Folge.

Die Klassik Stiftung Weimar, die das Gebäude seit 2003 als Museum nutzt, erwarb das kulturhistorisch wertvolle Künstlerhaus 2012 mit der Unterstützung der Ilse-Burghardt-Stiftung. Der Nachbau des Arbeitszimmers mit den gleichermaßen funktionalen wie eleganten Einbauten und den textilen Elementen ergänzte 2015 die Raumabfolge, sodass die repräsentative Beletage wieder den ursprünglichen harmonischen Gesamteindruck vermittelt.

Vorhaben der Klassik Stiftung Weimar werden gefördert durch den Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) und den Freistaat Thüringen, vertreten durch die Staatskanzlei Thüringen, Abteilung Kultur und Kunst.